Wichtige Faktoren im Training der Selbstverteidigung
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Ein gutes Training sollte stets bestimmte Faktoren in sich vereinen und den Kämpfer immer wieder darin schulen. Grundsätzlich wollen wir gefährliche Situationen und Konflikte vermeiden und ein strategischer Rückzug bedeutet für uns keine Niederlage.
Eine Eskalation ist meist unnötig, doch wenn sie eintritt, hat man hoffentlich einiges verinnerlicht, was einem vielleicht sogar das Leben rettet.
Gleichzeitiger Angriff und Verteidigung
Bei einer effektiven Kampftechnik wird noch während der Verteidigung ein Angriff ausgeführt. Während beispielsweise eine Schulter dem Schlag ausweicht, bewegt sich die andere Schulter dem Feind entgegen und befördert den Schlagarm in seine Richtung. Dies ist eine einzelne schnelle Bewegung, in welcher man nicht auf pure Verteidigung fokussiert ist. Dies verändert auch die Einstellung des Kämpfers, denn er ist auf eine aktive und offensive Verteidigung aus. Ganz nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.
Ständig in Bewegung sein und Schnelligkeit üben
Eine gute Selbstverteidigung bleibt dynamisch statt statisch. Der Körper bleibt im Fluss und wird zur Angriffswaffe. Man verharrt nicht in Passivität, sondern wird mit eisernem Willen, den Angriff des Gegners regelrecht umwandeln. Es ist nicht mehr sein Kampf, sondern unserer. Wir werden zum Angreifer und agieren dementsprechend, in dem wir blitzschnell mit Schlägen, Tritten, Griffen, Hebeln und anderen Techniken dem Gegner zusetzen bis er keine Bedrohung mehr darstellt. Dadurch entgeht dem Gegner letztlich die Chance, zu reagieren. Die Schnelligkeit und das offensive Verhalten führen zu einem Sieg, denn meist sind Angreifer überrascht und überfordert von dem Kampfeswillen und der Schlagkraft, die plötzlich über sie hereinbricht.
Entschlusskraft
Ein Training, welches auf realistische Selbstverteidigung aus ist, kümmert sich nicht um Fairness. In einem Straßenkampf wird nicht mehr verhandelt oder auf Sportlichkeit Wert gelegt. Jetzt ist das Leben in Gefahr und die Bedrohung muss verschwinden. Deshalb werden empfindliche Körperstellen wie der Nacken, die Augen, Ohren, Kehle, Schläfen, Kniescheiben, Finger, Hodensack oder Eierstöcke angegriffen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Selbstverständlich muss aus rechtlicher Sicht stets die Verhältnismäßigkeit beachtet werden.
Situative Aufmerksamkeit
Die Augen offen zu halten gehört zur täglichen Routine. Was geht um einen vor, wie verhalten sich die Menschen, was sind ihre Stimmungen und wer könnte eine Gefahr darstellen? Wer die ganze Zeit am Smartphone unterwegs ist, ständig Musik hört, eine riesige Kapuze trägt oder vollkommen besoffen im Dunkeln herumtorkelt, der darf sich natürlich nicht wundern, wenn er zur Selbstverteidigung nicht mehr in der Lage ist. Selbst wenn man bewaffnet ist oder die Fähigkeiten eines Bruce Lee besitzt, wird man vom Angriff gnadenlos überrascht.
Also: Achtsam sein, dunkle und einsame Plätze meiden, eine gewisse Skepsis bei Fremden anlegen die einen um etwas bitten, auf Abstand achten beim Geld abheben, keine Wertsachen offen herumtragen wie beispielsweise das teure Smartphone auf dem Tisch im Cafe vor einem rumliegen lassen, mit niemandem einfach so mitgehen, ungewöhnliche Vorgänge im Auge behalten, lieber einmal mehr die Straßenseite oder den Waggon wechseln. Wer die Umgebung beobachtet, dem fallen ungewöhnliche Vorgänge besser auf. Wer steht an einem ungewöhnlichen Ort? Es ist normal vor dem Kino auf Freunde zu warten, aber seltsam dies in der Nähe eines Geldautomaten oder einer dunklen Ecke zu tun. Wer passt sich im Schritttempo hinter einem an oder bewegt sich anders? Gerade wer Menschenmassen beobachtet, kann dies hervorragend üben.
Wer besonders klug ist, der wird sich Szenarien der Selbstverteidigung im Kopf ausmalen, aber nicht aus Angst, sondern um zu überlegen, was getan werden kann. Tut man dies häufig, so nimmt man Tätern den Überraschungsmoment. Also setzt sich eine Gruppe betrunkener Fussballfans in den Waggon, dann hilft es, sich hier zu verdeutlichen, wer eine Flasche in der Hand hat, wo Fluchtwege sind, welche Abwehrmöglichkeiten man im Ernstfall hätte (zum Beispiel mit dem spitzen Regenschirm der netten älteren Dame nebenan).
Furcht besiegen
Ein triftiger Grund, weshalb jedermann ein Kampfkunsttraining besuchen sollte, ist sicherlich, dass dadurch die Angst vor Angriffen sinkt. Die Starre, die manche Opfer von Gewalttaten heimsucht, wird beseitigt. Durch ein Training, welches psychischen Druck ausübt und den Kämpfer schult, fast automatisch zu handeln, wird sich als äußerst effizient erweisen. Seine Selbstverteidigung wird zum Reflex in Gefahrensituationen.
Natürlich darf das Selbstbewusstsein des Kämpfers nie zur Überheblichkeit führen. Eine gewisse Demut sollte vorhanden sein und eine Achtsamkeit vor dem Gegner. Wer sich leicht provozieren lässt, der sollte zunächst an seinem Selbstwertgefühl arbeiten, bevor er sich einer Kampfkunst widmet. Kampfkunst ist nicht gedacht um eine Therapie zu ersetzen.
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